Nur agile Umsetzung rettet das Sanierungsgutachten

Wir kennen das alle. Das Sanierungsgutachten ist fertig. Zwei Monate unter Hochdruck ein schlüssiges Gesamtdokument erarbeitet, das nicht nur eine gute Entscheidungsgrundlage bietet, sondern auch noch allen Auflagen genügt und zumindest so viel Konsens ermöglicht, dass alle Stakeholder im Normalfall auf dieser Basis auch zusammenarbeiten wollen. Jedem ist bewusst, dass in diesem Zeitrahmen unter normalen Umständen nicht einmal eine vernünftige Strategie entwickelt werden kann, geschweige denn ein differenziertes Maßnahmenpaket wirklich solide stehen kann. Trotzdem ist es der einzige Weg, überhaupt eine vernünftige und bestmögliche Basis für eine Sanierung zu schaffen. Hierfür müssen erfahrene Berater nicht nur Standardanalysen und Copy Paste Charts erzeugt haben, um die endlosen Gutachtenseiten irgendwie zu füllen, sondern es muss sich auch ein starker Partner selbst intensiv um die richtigen und relevanten Inhalte kümmern.

Die Realität entwickelt sich dann bekanntermaßen immer anders als geplant, in Corona Zeiten sowieso. Mit der Umsetzung beginnt das Lernen, was funktioniert und was nicht, und welche Annahmen sich bestätigen und welche nicht. Hohe Einsparungen auf der Einkaufsseite kommen nicht, wenn die Liquidität doch zu knapp bemessen ist und Lieferanten schlecht gezahlt werden. Einkaufspotenziale realisieren sich auch nicht, wenn gerade in einem der Hauptbereiche Lieferengpässe bestehen und das Unternehmen keine relevante Einkaufsmacht hat. Obendrauf kommen dann noch die Rohmaterialen oder Vorprodukte zu spät, die Produktion ist nicht effizient und Lieferverzögerungen treffen nicht nur den Umsatz und Ertrag, sondern natürlich auch wieder die kritische Liquidität. Wir kennen alle diese misslichen „Überraschungen“. Sie erfolgreich zu lösen, gehört zu einem gut gemanagten Tagesgeschäft in der Sanierungsumsetzung für die anstehenden ein bis drei Jahre der Genesung. Ein stoisches Abarbeiten von Zeitplänen oder Maßnahmenpaketen aus dem Sanierungsgutachten helfen hier nicht, auch wenn es viele immer wieder sinnlos versuchen.

Agiles Handeln ist der einzig realistische Weg zum Erfolg. Natürlich muss das Sanierungsgutachten die Grundlage bleiben, denn darauf stützen sich ja auch formal alle Vereinbarungen. Agil in der Umsetzung heißt, mit Konsequenz, Augenmaß und Mut die unerwarteten Abweichungen flexibel zu managen, um mit schnellstmöglicher Geschwindigkeit voranzukommen. Das ist für alle Stakeholder oft unbequem. Neue Projekte müssen gestartet, andere reduziert, Reihenfolgen entsprechend den Ressourcen umgestaltet, Management umbesetzt, Führung eingefordert werden. Traut man sich das nicht, entsteht Lähmung oder das sinnlose Abhaken von Maßnahmenplänen, die nicht die Ergebniseffekte bringen, die alle erwarten und brauchen. Grundvoraussetzung dafür ist eine hohe Umsetzungskompetenz, viel Führungserfahrung sowie eine enge Verzahnung zwischen Beratung und CRO. Parallel müssen ganz offen mit dem Management / Shareholdern, den Finanzierern und auch der Mitarbeiterseite die neuen, notwendigen Anpassungen besprochen werden. Wir haben es dabei fast immer erlebt, dass die notwendige Unterstützung gewährt wurde. Neben dem Lösen der unerwarteten Probleme gehören glücklicherweise genauso die neuen Chancen dazu, die sich auftun und entsprechend konsequent ausgeschöpft werden müssen.

Am Ende verfolgen alle das gleiche Ziel, das Unternehmen wieder erfolgreich zu machen. Da helfen nur Ruhe, Klarheit, Konsequenz und eine Akzeptanz der Realität. Häufig gibt es auf der Beraterseite immer noch zu wenig Umsetzungsexpertise, um diesen Prozess erfolgreich zu gestalten. Die aufeinander abgestimmte und sich ergänzende Zusammenarbeit mit einem CRO bringt die nötige Umsetzungskompetenz und -geschwindigkeit (ein CRO alleine verliert sich nur allzu schnell im Tagesgeschäft). Im Kern ist die Sanierung somit ein einziger agiler Prozess und nur erfolgreich zu bewältigen, wenn dies auch akzeptiert wird. Dieses Bewusstsein bildet die Grundlage, um alles nicht Planbare trotzdem erfolgreich zu steuern.

Ansprechpartner:
Rainer Siggelkow, siggelkow@mt-gmbh.de
Telefon +49 89 18 93 99 89

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